Drei

Keiner von uns hatte Geld. Niemand wäre aber auf die Idee verfallen, selbst welches zu verdienen – womöglich noch durch Arbeit, wie ein Banause. Man mußte nur lange genug ausharren, spätestens, wenn drüben in der Akademie die Seminare zu Ende waren, füllte sich die Tonne bis zum Rand. Irgendwie traf man dann immer jemanden, der doch noch ein paar Mark hatte.

Wer bei Diogenes Platz nahm, wußte, worauf er sich einließ. Nur neuen Semestern unterlief zuweilen der Fehler, den leeren Stuhl für einen freien Platz zu halten. So hatte auch ich vor Jahren Diogenes kennengelernt. Kurze blonde Haare, einen blonden Bart, den er zuweilen beim Erzählen zwischen Daumen und Zeigefinger zwirbelte, eine kleine fleischige Nase – kurzum: Er sah wirklich so aus, wie er immer wieder beschrieben wurde.

 
   

Wissen. Schlimm ist, befand Diogenes, die Dummen haben von ihrer Dummheit keine Ahnung. Deshalb sind sie stolz. Und zufrieden. Und haben Erfolg.

Bildung. Manche Lehrer an der Akademie hielten sich für sehr gebildet und ungeheuer belesen. Aristipp sah das anders: Nicht wer bis zum Umfallen Sport treibt, lebt gesund, sondern wer das Nötige tut für den Körper. Und gebildet ist nicht, wer vieles liest, sondern das Nützliche.

Widerspruch. Betrachtet man Piloten, Ärzte oder Künstler, könnte man den Menschen für das klügste unter den Tieren halten, meinte Diogenes. Sieht man aber Politiker, Advokaten oder Makler bei ihrer Arbeit, muß man denken: Es gibt kein törichteres Vieh!

Weiterbildung. Nach einem Vortrag über moderne Physik kam Diogenes nachdenklich aus dem Hörsaal: Und wohin, fragte er, gehen die Leute zum Vergessen?

Theorie und Praxis. Auf den Vorschlag, über seine Philosophie ein Buch zu schreiben, antwortete Diogenes nur: Welches Bier ist dir lieber – ein bunt gedrucktes oder ein frisch gezapftes?