Zwölf

Reichtum konnte keiner mit Arbeit erwerben. Aber zu leben wie wir, ohne auch nur einen Groschen zu verdienen, schien natürlich verdächtig. Auch Aristipp hatte schon einige Vorladungen erhalten. Aber wie ein Banause sein Geld mit den eigenen Händen zu verdienen, wäre ihm nicht im Traum eingefallen: Arbeit, meinte Aristipp, ist nur dann eines Mannes würdig, wenn er nicht dazu gezwungen ist, sondern sie wie einen Dienst für die Liebe pflegt – freiwillig und mit Lust.

Wer es selber verdienen muß, hängt bloß am Geld und kennt nichts Besseres, als dem Reichtum nachzurennen, den er doch nie einholt.

Hin und wieder freilich gingen wir doch nachts in die Vulkanos-Werke, wo die Asche vom Himmel regnete, die Öfen zu heizen. Und Aristipp gab ab und zu Stunden. Gerade war wieder einer der Schüler abgesprungen, weil Aristipp von der betuchten Familie fünfhundert Mark im Monat wollte. Dafür, meinte der erboste Vater, könne er einen Lehrer kaufen! – Dann kauf dir einen Sklaven, hatte Aristipp ihm entgegnet. Und bald wirst du zwei haben.

Aristipp, der mit beiläufiger Geste das frische Bier antrank, das Bakchos gerade gebracht hatte, gab niemals Stunden ohne ordentlich Geld zu verlangen. – Nicht, wie er immer betonte, weil er es nötig habe. Sondern, damit seine Schüler lernen sollten, wofür es sich lohnt, Geld auszugeben.

Vor allem Diogenes, obwohl er seit einigen Wochen nicht mehr arbeitete, habe ich öfter die Arbeit als Abhärtung loben gehört. Immerhin hatte er sich einmal mehrere Tage lang als Steinmetz versucht.

Job. Einmal wurde Diogenes aufs Amt bestellt und gefragt, welcher Arbeit er nachgehe und was er überhaupt könne, worauf Diogenes antwortete: Menschen beherrschen! – Ob die Stadt einen Tyrannen einstellen wolle?

Ehrliche Arbeit. Einem miserablen Straßenmusiker gab Diogenes seine letzten Groschen: Besser, er verdient ehrlich sein Geld, als Policen zu verkaufen oder Prozesse zu führen.