Dreizehn

Am Morgen nach einem Trinkgelage bei Platon waren immer alle in bester Verfassung. Bei Bakchos hingegen haben wir regelrechte Wettkämpfe im Fressen und Saufen ausgetragen, bis Krates auf dem Heimweg jeden Baum grüßte.

Wenn die Medizin auch behauptet, berauschende Getränke seien der Gesundheit abträglich, so lebten wir doch die Theorie, daß sie, in ausreichenden Mengen genossen, den Körper durchspülen und reinigen, also Arzneien sind. Wie bei guten Arzneien üblich, fühlten wir uns am nächsten Tag meist ziemlich krank.

Besonders viele Kranke gab es nach großen Festen in der Höhle. Einmal sogar hatte Platon selbst, als er morgens vor gähnendem Saal stand, seine arglosen Schüler aus den Betten geholt.

Vielleicht hatte Platon anfangs wirklich gehofft, seine Schüler würden lernen, mit Kenntnis und Verstand Politik zu treiben –
während die meisten doch nur klug zu reden lernten und mit Erfolg die eigenen Geschäfte betrieben.

An dem Morgen jedenfalls dürfte ihm gedämmert haben, daß mit diesen Schülern kein Staat zu machen war. Ich jedenfalls schlief auch lieber aus und ging dann gleich in die Tonne, statt den ganzen Tag auf hartem Holz im Seminar zu sitzen.

Wir waren die letzten Gäste. Bakchos brachte uns zur Tür. Ein schmieriges Grinsen zog sein Gesicht noch breiter: Beehren Sie mich bald wieder, meine Herren, sagte Bakchos, und bringen Sie die bezaubernden Nymphen wieder mit!

Mit dem Schnitt aber, der sie entzweit hatte, war etwas geschehen ohne Umkehr, denn die Hälften verheilten nicht wieder zum runden Ganzen. Und das Geschehene teilte ihr Leben fortan in ein Vorher und ein Danach. Und sie nannten es Zeit.