Drei

Als Orpheo das erste Mal, es war ein heißer, öder Sommer, in der Höhle singen wollte, herrschte Aufregung im Amt: Irgendwer hatte von irgendwem gehört, daß Orpheos Texte nicht gerade griechischem Geist entsprächen.

Sobald es mehrere Tage regnete, begann in der Höhle das Wasser von der Decke zu tropfen. Eine Weile konnte man dem mit Lappen und untergestellten Eimern begegnen. Wenn aber der Regen zu lange anhielt, mußte die Höhle dichtgemacht werden, weil man dann nur über einen schmalen Brettersteg noch trockenen Fußes von einer Grotte zur nächsten gelangen konnte.

Ein paar von Platons Schülern hatten Orpheo zu einer Party eingeladen. Nichts Öffentliches. Trotzdem: Am Abend war die Höhle geschlossen. – Es sei Wasser eingetreten, ließ ein Zettel am Zugang wissen.

Später, als Orpheo, inzwischen längst berühmt, wieder einmal in der Höhle auftreten wollte, troff von der Decke auch wirklich Wasser. Aber es waren Bretter ausgelegt worden, und in der höchst gelegenen Grotte, die meist trocken blieb, konnte das Konzert trotzdem stattfinden.

Weil sie mit nur einem Augenpaar auch nur noch in eine Richtung schauen konnten, verloren die Halbierten alsbald den Blick auf Verlassenes: Was hinter ihnen lag, war rasch vergessen. Dafür begannen sie, an einen besseren Ort zu glauben, irgendwo, weit voraus in der Ferne. Jenseits der Ufer.