Elf

Die Festspiele standen, wie jedes Jahr, vor der Tür: drei Tage voller Umzüge, Musik, Theater. Drei Komödien würden es auf die Bühne schaffen und ein paar Tragödien.

Einige Aufführungen sollten in Piräus über die Bühne gehen, im neu gebauten Forum. Sonst war das ganze Jahr über nicht viel los in der Vorstadt: Früh verließ man das Gehäuse und verkroch sich abends wie ein müdes Tier wieder im Bau.

Wie alles, was in Athen gespielt oder gesungen werden sollte, brauchte auch unsere Komödie eine Genehmigung. – Für die Genehmigung brauchten wir drei Kopien des Manuskripts. Für die Kopien brauchte ich eine Erlaubnis von Platon, denn nur in der Akademie gab es einen Kopierer.

Obwohl ohne Titel, hatten wir das Stück „Die Wellen“ genannt, denn zwischen den Dialogen tanzten als Wellen Maskierte über die Bühne …

Unsere Komödie spielte auf einer Insel, in sehr früher Zeit. Hier lebten kugelrunde Menschen mit vier Armen und vier Beinen: Wollten sie rasch irgendwo hin, brauchten sie nur Arme und Beine auszustrecken und konnten dann in jede Richtung rollen – etwa so, wie wir ein Rad schlagen. – Sogar Platon, der die Kugel für den vollkommensten Körper hielt, gefiel diese Geschichte.

 
   

Broterwerb. Diogenes, einen Kohlkopf unterm Arm, und Platon begegneten einander auf dem Markt. Hättest Du gelernt, Dich mit Suppe zu begnügen, bräuchtest Du dich nicht vor den Mächtigen verbiegen, rief Diogenes. Worauf Platon erwiderte: Hättest Du gelernt, mit Menschen umzugehen, müßtest Du keinen Kohl fressen!